Massage als Hilfsmittel im Alltag von Demenzkranken für Angehörige und Betroffene

 

Ich hatte ein besonderes Erlebnis, als ich mit Kindern die Handmassage aus unserem Programm „Berührung mit Respekt®“ bei einer Einschulungsveranstaltung anbot.

Eine Nonne, die als Gast zur Einschulung ihrer Nichte anwesend war, lies sich massieren und nahm mich im Anschluss auf die Seite und sagte: „Sie wissen gar nicht wie viel Gutes Sie mit Ihrer Arbeit und Ihren Fähigkeiten tun können!“

Ich bin von meiner Arbeit überzeugt, aber diese Reaktion hatte ich noch nie erlebt.

Sie berichtete mir von ihrer Arbeit mit Demenzkranken, was dies bedeutet für die Betroffenen selbst und für Ihre Angehörigen und das gerade die Berührung zunehmend wichtig wird.

Speziell die Handmassage durchgeführt von Kindern würde für die Betroffenen sehr viel bedeuten.

Mir geht dieses Erlebnis nicht mehr aus dem Kopf, ich habe mich auf diesem Gebiet weitergebildet und arbeite heute auch in Alten- und Pflegeheimen.

Wenn die Angehörigen Griffe aus unserem Programm „Berührung mit Respekt®“ beherrschen und im Alltag einbauen, haben sie ein „Mittel“ in der Hand etwas tun zu können. Sie schauen mit an wie Menschen, die sie lieben immer mehr Fähigkeiten verlieren, starke Menschen plötzlich ganz schwach und hilfsbedürftig werden und fühlen sich oft hilflos und überfordert.

Es tut weh, dies zu erleben und macht, gerade durch die intensive Pflege manchmal auch wütend.

Ganz wichtig ist hier die respektvolle Beziehung zum Erkrankten aufrecht zu erhalten. Die Massagen erhalten die Bindung und vertiefen Sie, gerade wenn im späten Stadium kaum noch Kommunikation möglich ist. Über respektvolle und liebevolle Berührung bleibt eine wichtige Kommunikationsmöglichkeit erhalten.

Die Erkrankten selbst spüren die Veränderung, entwickeln Ängste und auch Wut auf sich selbst, wenn sie die Erfahrung machen, dass die Fähigkeiten nachlassen und sie zunehmend auf Hilfe angewiesen sind.

Sie verspannen sich, haben zusätzlich Schmerzen und Unruhe.

Hier kann man die Parallele zur Massage am Kind ziehen.

Geborgenheit, Anerkennung, Liebe,  Hautkontakt und Respekt im Umgang mit dem Körper sind Bedürfnisse die dann ganz wichtig werden.

Genau dies erleben die Betroffenen durch die Massagen. Sie können entspannen, loslassen und empfinden Geborgenheit und Anerkennung.

Die Massage als tägliches kleines Ritual gibt Orientierung im Alltag.

Es gilt als sicher, dass das Erleben positiver, wie negativer Gefühle bis ins weit fortgeschrittene Stadium erhalten bleibt.

Wenn Sie als Angehöriger diese Massage erlernen, haben Sie damit aber auch ein Instrument, sich und Ihrer Familie etwas Auszeit zu verschaffen und sich selbst etwas Gutes zu tun – denn gerade für Sie ist es ganz wichtig sich Freiräume zu schaffen und etwas für sich selbst zu tun.

Menschen mit Demenz haben ein Bedürfnis nach Anerkennung, Zuneigung, Trost und Beruhigung – einfach nach Liebe.

(Quelle: „Alzheimer und andere Demenzformen“ Müller, Romero und Wenz)

„Anderen ein Sonnenschein sein, ist in dunklen Tagen besonders wichtig.“

-Friedrich von Bodelschwing